
Neue Besucherregelungen im Teide‑Nationalpark – was Wanderer ab November 2024 wissen müssen
Einleitung: Der Teide als Magnet für Wanderfreunde
Der 3 718 Meter hohe Pico del Teide ist nicht nur Spaniens höchster Berg, sondern auch das Wahrzeichen Teneriffas. Der Nationalpark, der den imposanten Vulkan umgibt, zieht jedes Jahr Hunderttausende Besucher an. Dass der Andrang in den letzten Jahren stetig gewachsen ist, hat allerdings auch seine Schattenseiten: Notfälle aufgrund fehlender Ausrüstung häuften sich, es entstanden immer wieder lange Schlangen am Aufstieg und die sensible Vulkanlandschaft geriet unter Druck. Die Inselverwaltung reagierte und hat seit November 2024 neue Regeln eingeführt, um die Zahl der Bergsteiger zu steuern und Unfälle zu vermeiden[1]. Dieser Artikel erläutert ausführlich, was sich geändert hat und wie Sie Ihren Teide‑Aufstieg nachhaltig planen.
Warum neue Vorschriften?
Die Inselverwaltung (Cabildo de Tenerife) betont, dass die neuen Regelungen einerseits Sicherheit und Naturverträglichkeit verbessern und andererseits die Besuchermassen besser organisieren sollen. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Rettungseinsätzen, weil Wanderer ohne geeignete Ausrüstung unterwegs waren oder Wetterwarnungen ignorierten. Zudem wuchs die Zahl der „Spontanwanderer“, die sich bei schönem Wetter kurzfristig zum Gipfel aufmachten. Um Leichtsinn und Unfälle zu reduzieren und den Besucheransturm zu entzerren, ist nun für bestimmte Wege eine verbindliche Registrierung vorgeschrieben[2].
Pflichtige Anmeldung über Tenerife ON
Seit November 2024 dürfen vier wichtige Aufstiegsrouten im Teide‑Nationalpark nur noch nach vorheriger Anmeldung betreten werden[3]. Die Registrierung erfolgt über die Plattform Tenerife ON (Webseite oder App). Die betroffenen Wege sind:
- Sendero Nr. 7 – Montaña Blanca – Pico del Teide: der klassische Fußweg vom Parkplatz Montaña Blanca zum Gipfelplateau[4].
- Sendero Nr. 11 – Mirador de La Fortaleza: ein kurzer Aussichtsweg nahe der Bergstation der Seilbahn[5].
- Sendero Nr. 23 – Los Regatones Negros: ein anspruchsvoller Aufstieg über die Südwestflanke[6].
- Sendero Nr. 9 – Teide – Pico Viejo: die Verbindung zum Pico‑Viejo‑Krater[7].
Bei der Anmeldung wählen Sie Datum und Zeitfenster (Slot) für Ihren Aufstieg. Der digitale oder ausgedruckte Erlaubnisschein muss bei den Kontrollpunkten vorgezeigt werden[8]. Ohne gültige Registrierung wird der Zugang verweigert.
Registrierung für den Gipfel
Für den letzten Abschnitt vom Gipfelplateau La Rambleta (3 555 m) zum höchsten Punkt des Teide (3 718 m) bleibt weiterhin eine separate Gipfelgenehmigung der Nationalparkverwaltung erforderlich[9]. Diese ist ebenfalls kostenlos, aber stark limitiert und sollte mehrere Wochen im Voraus über die offizielle Park‑Website reserviert werden. Ohne Gipfelpermit dürfen Sie die Seilbahn nutzen und bis zur Plattform wandern, den Gipfelpfad jedoch nicht betreten[10].
Zeitfenster und Kontingente
Um Staus auf den Wegen zu vermeiden, hat die Inselverwaltung ein System fester Zeitfenster eingeführt: Pro Tag stehen drei Slots zur Verfügung – 9:00–16:00 Uhr, 16:00–24:00 Uhr und 00:00–9:00 Uhr[11]. Jeder Slot ist auf 100 Personen begrenzt, sodass maximal 300 Personen pro Tag aufsteigen dürfen[12]. 20 % dieser Plätze sind für lizenzierte Bergführer und registrierte Bergsport-Anbieter reserviert; Mitglieder von Bergsportverbänden (montañeros federados) können bei extremen Wetterlagen besondere Genehmigungen beantragen[13]. Die Registrierung ist derzeit kostenlos, mittelfristig ist aber ein Bezahlmodell ähnlich einer Ökotaxe geplant[8].
Wetterbedingte Sperrungen
Bei offiziellen Wetterwarnungen (Prealerta) ist der Zugang nachts (16:00–9:00 Uhr) gesperrt; bei Alarmstufe (Alerta oder Alerta Máxima) werden die Wege komplett geschlossen[14]. Auch außerhalb offizieller Warnstufen kann die Parkverwaltung bei Vereisung, Schneefall oder Stürmen den Zugang jederzeit sperren[15]. Bereits vergebene Genehmigungen verlieren in diesem Fall ihre Gültigkeit.
Pflichtausrüstung – Sicherheit geht vor
Eine weitere zentrale Neuerung betrifft die Ausrüstungspflicht. Parkmitarbeiter kontrollieren an den Einstiegspunkten rund um die Uhr, ob Wanderer ordnungsgemäß angemeldet sind und die vorgeschriebene Ausrüstung mitführen[16]. Zur Pflichtausrüstung gehören:
- Bergtaugliches Schuhwerk – knöchelhohe Wanderschuhe mit gutem Profil[17].
- Warme Kleidung – inklusive Thermokleidung oder Decke, da die Temperaturen am Gipfel stark schwanken können[17].
- Ausreichend Trinkwasser – Dehydrierung ist eine der häufigsten Ursachen für Notfälle.
- Voll aufgeladenes Mobiltelefon – für Notrufe und digitale Genehmigungen[17].
- Stirnlampe – selbst wenn Sie tagsüber starten, da Sie je nach Zeitfenster bei Dunkelheit unterwegs sein könnten[17].
Wer diese Ausrüstung nicht dabei hat, darf den Weg nicht betreten[19]. Für die Fahrt mit der Seilbahn allein ist keine Genehmigung erforderlich; wer aber von der Bergstation aus auf einem der genannten Wanderwege laufen möchte, braucht Registrierung und Ausrüstung[20].
Anmeldung Schritt für Schritt
- Termin und Route wählen: Überlegen Sie, welche der vier Wege Sie nutzen möchten und zu welcher Uhrzeit Sie starten. Bedenken Sie, dass der Sendero 7 (Montaña Blanca) die längste und meistgenutzte Route ist und früh ausgebucht sein kann.
- Registrierung über Tenerife ON: Besuchen Sie Tenerife ON oder laden Sie die App herunter. Wählen Sie den gewünschten Weg und das Zeitfenster aus und füllen Sie die erforderlichen Daten aus. Sie können mehrere Personen gleichzeitig anmelden, solange Plätze verfügbar sind.
- Genehmigung herunterladen: Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Genehmigung (PDF). Drucken Sie diese aus oder speichern Sie sie auf Ihrem Smartphone. Achten Sie darauf, dass der QR‑Code lesbar ist, da er an den Kontrollpunkten gescannt wird[8].
- Gipfelgenehmigung separat beantragen: Falls Sie den Gipfel erklimmen möchten, reservieren Sie zusätzlich die Gipfelgenehmigung über die offizielle Seite des Nationalparks. Dies sollte mindestens mehrere Wochen im Voraus erfolgen[9].
- Ausrüstung zusammenstellen: Packen Sie die oben genannte Pflichtausrüstung sorgfältig ein und testen Sie Ihre Ausrüstung vor der Tour.
- Kontrollpunkte passieren: An den Kontrollpunkten (z. B. Montaña Blanca und Seilbahnstation) zeigen Sie Genehmigung und Ausrüstung vor. Ohne gültige Unterlagen oder mit unvollständiger Ausrüstung wird Ihnen der Zugang verweigert[21].
Tipps für einen gelungenen Teide‑Aufstieg
- Frühzeitig planen: Aufgrund der limitierten Plätze sollten Sie Ihre Genehmigung mehrere Wochen im Voraus buchen, besonders in Ferienzeiten.
- Zeitfenster wählen: Das Zeitfenster 9:00–16:00 Uhr bietet meist das beste Wetter und ausreichend Licht. Das Nachtfenster (00:00–9:00 Uhr) ist anspruchsvoller und nur erfahrenen Bergsteigern zu empfehlen.
- Kondition und Akklimatisierung: Der Aufstieg auf den Teide ist anstrengend, besonders aufgrund der Höhe. Planen Sie ausreichend Pausen ein und gewöhnen Sie Ihren Körper an die Höhe – etwa durch Wanderungen in mittleren Höhenlagen zuvor.
- Übernachten im Refugio: Wer den Sonnenaufgang auf dem Gipfel erleben möchte, kann im Altavista‑Refugio (3 260 m) übernachten. Auch dafür ist ein Platz zu reservieren; aktuell ist das Refugio jedoch teilweise geschlossen – erkundigen Sie sich rechtzeitig über Verfügbarkeiten.
- Lokale Guides nutzen: Lizenzierten Bergführer kennen die Regeln genau und helfen bei Organisation, Navigation und sicherem Ablauf. 20 % der täglichen Plätze sind für solche Anbieter reserviert[13], sodass geführte Touren oft auch kurzfristig möglich sind.
Blick in die Zukunft: Ökotaxe und nachhaltiger Tourismus
Noch ist die Registrierung kostenlos, doch die Inselverwaltung kündigt an, mittelfristig ein Bezahlmodell einzuführen – ähnlich der ökologischen Eintrittsgebühr in der Masca‑Schlucht, für die seit Juli 2024 rund 29,96 Euro Eintritt für Urlauber erhoben werden[22]. Diese Ökotaxe soll in den Erhalt der Landschaft reinvestiert werden und die Besucherströme weiter regulieren. Die Regelung für Masca zeigt, dass der Tourismus auf Teneriffa immer stärker gelenkt werden soll: Auch dort wurde die Zahl der Besucher auf 275 pro Tag begrenzt und eine vorherige Anmeldung zur Pflicht gemacht[23]. Für den Teide ist daher mit ähnlichen Entwicklungen zu rechnen.
Die Proteste gegen Massentourismus im Frühjahr 2025 unter dem Motto „Canarias tiene un límite“ unterstreichen, dass die Bevölkerung eine bessere Balance zwischen Tourismus und Lebensqualität fordert. Mehrere Demonstrationen auf allen sieben Kanarischen Inseln verlangten eine umweltfreundliche Tourismuspolitik und eine Begrenzung neuer Hotelprojekte[24]. Die neuen Teide‑Regeln und mögliche Ökotaxen sind auch als Reaktion auf diese gesellschaftliche Debatte zu verstehen.
Fazit
Der Teide‑Nationalpark gehört zu den spektakulärsten Naturgebieten Europas. Damit das so bleibt, müssen Besucher künftig stärker mitwirken: Wer die Schutzzonen betreten will, muss sich anmelden, die Plätze sind begrenzt, und ohne ordentliche Ausrüstung geht nichts mehr[21][12]. Diese Regeln mögen umständlich erscheinen, schützen aber den sensiblen Vulkan, verringern Rettungseinsätze und sorgen dafür, dass die Wanderer den Teide in Ruhe genießen können. Planen Sie Ihre Tour daher gut, registrieren Sie sich rechtzeitig, packen Sie die vorgeschriebene Ausrüstung ein und lassen Sie sich vom einmaligen Naturerlebnis belohnen. Wer die neuen Bestimmungen respektiert, leistet einen Beitrag zu nachhaltigem Tourismus – und wird mit einem unvergesslichen Gipfelmoment belohnt.

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